Unilever in Aufruhr: Eiscreme-Marke Ben & Jerry's bezeichnet Gaza-Krieg als „Völkermord“


Der Lebensmittelriese Unilever befindet sich erneut auf Kollisionskurs mit seiner Tochtergesellschaft Ben & Jerry’s. Die Eiscrememarke, die für ihre unverblümten, progressiven politischen Ansichten bekannt ist, hat den Krieg im Gazastreifen als „Völkermord“ bezeichnet und damit ihren Mutterkonzern verärgert.
„Ben & Jerry’s glaubt an die Menschenrechte und tritt für den Frieden ein. Wir schließen uns den Menschen auf der ganzen Welt an, die den Völkermord im Gazastreifen verurteilen.“ Dies erklärte der Vorstand von Ben & Jerry’s laut verschiedenen US-Medien. Noch ist die Stellungnahme nicht online, doch sie sorgt bereits für Aufsehen.
„Wir stehen an der Seite aller, die ihre Stimme gegen den Völkermord in Gaza erheben – von den Unterzeichnern der Petition bis zu den Demonstranten auf den Straßen und jenen, denen eine Verhaftung droht“, fuhr der Eiscremehersteller fort.
Unilevers eisige ReaktionEine derart scharfe politische Verurteilung ist für Unilever ein sensibles Thema, das – wie viele große Unternehmen – derartigen gesellschaftlichen Spaltungsthemen lieber aus dem Weg geht.
In einer Erklärung, die wenig kollegiale Wärme erkennen lässt, geht Unilever nicht näher auf die Position von Ben & Jerry’s ein. Wir nehmen die heute von Mitgliedern des Ben & Jerry's Social Mission Board abgegebenen Erklärungen zur Kenntnis. Unilever unterstützt die Bemühungen um eine friedliche Lösung und ein Ende der Gewalt in Konflikten auf der ganzen Welt.
Das Unternehmen teilte außerdem mit, dass es sich in einem Rechtsstreit mit dem Vorstand von Ben & Jerry’s befinde und sich nicht zu den Positionen des Eiscremeherstellers äußern werde.
Legaler TorfbrandDer Streit zwischen dem Mutterkonzern und der Eismarke schwelt schon deutlich länger. Im Jahr 2021 kündigte Ben & Jerry’s an, den Verkauf von Speiseeis in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten einseitig einzustellen. Die Unilever-Zentrale war wütend und beschloss, eine israelische Tochtergesellschaft zu verkaufen, was letztlich dazu führte, dass das Eis in den besetzten Gebieten weiterhin verkauft werden konnte.
Ben & Jerry’s ging daraufhin vor Gericht und seither ist es im Unternehmen nie wieder gut gelaufen. Der Rechtsstreit wurde beigelegt, doch im vergangenen Jahr reichte Ben & Jerry’s eine weitere Klage gegen Unilever ein. Der Konzern behauptete, der Mutterkonzern habe Ben & Jerry’s daran gehindert, sich öffentlich für Menschenrechte einzusetzen.
Ende in SichtDie gute Nachricht für beide Seiten ist, dass ein Ende der internen Streitereien in Sicht ist. Unilever hat angekündigt, seine gesamte Speiseeis-Sparte verkaufen und als eigenständiges Unternehmen an die Börse bringen zu wollen.
Das Eiscreme-Unternehmen mit Hauptsitz in den Niederlanden soll bis Ende 2025 ausgegliedert werden.
RTL Nieuws